Erste Schritte als Stockfotografin

Erste Schritte als Stockfotografin

Gleich vorweg: Ich bin keine professionelle Fotografin. Alles, was ich über Fotografie (und speziell Stockfotografie) weiß, habe ich mir selbst beigebracht. Meine Ausrüstung ist klein und billig. Und obwohl ich die Grundlagen von Blende, Belichtung und ISO verstehe, mache ich die meisten meiner Aufnahmen im Automatik-Modus.

Trotzdem habe ich mich – inspiriert unter anderem durch Florian Blümm von flocutus.de – im Januar 2016 bei mehreren Agenturen registriert, um meine Reisefotos als Stockfotos zu verkaufen. Nach 41 Tagen habe ich mein erstes (und bislang einziges) Foto verkauft:  für 30 Cent.

Dirty pots after cooking a meal
„Dirty Pots After Cooking a Meal“: Mein erstes verkauftes Stockfoto

Was ist Stockfotografie?

Stockfotos sind Bilder, die nicht für einen konkreten Kunden aufgenommen werden, sondern auf Vorrat produziert werden („to have in stock“). Sie sollen zu möglichst vielen Projekten passen und wirken daher oft etwas generisch.

Typisch für Stockfotos ist auch, dass keine Marken gezeigt werden dürfen. Keine Cola-Dose auf dem Schreibtisch, kein Logo auf dem T-Shirt und kein Mercedes im Hintergrund darf erkennbar sein. Jede sichtbare Person muss außerdem einen Modellvertrag unterschrieben haben, damit das Foto als Stockfoto genutzt werden darf. Die meisten Stockfotos werden daher im Fotolabor oder in kontrollierten Umgebungen geschossen.

Alter Mann in Fischerhosen vor seinem Laden in Hoi An, Vietnam
Kein Model-Vertrag, kein Stockfoto!

Stockfotografie als passives Einkommen?

Als digitale Nomaden ist passives Einkommen eine sehr verlockende Vorstellung für uns. Eimalig investiert man (oft sehr viel) Zeit und Arbeit in ein Projekt und erzielt daraus im Idealfall über Jahre hinweg andauernde Gewinne.

Die Stockfotografie eignet sich grundsätzlich sehr gut als Quelle passiven Einkommens. Stockfotos werden aufgenommen, sortiert, digital nachbearbeitet, verschlagwortet und bei einer oder mehreren Agenturen hochgeladen. Damit ist die Arbeit beendet. Jeder folgende Verkauf eines Fotos liefert dir nun ein Einkommen, für das du keine aktive Arbeit mehr leisten musst.

In der Praxis ist die Stockfotografie längst kein einfach verdientes Geld mehr. Die Vergütung pro verkauftem Bild sinkt seit Jahren kontinuierlich und der Markt ist eigentlich längst gesättigt. Wenn du wirklich von der Stockfotografie leben möchtest, musst du ein Portfolio mit mehreren Tausenden hoch qualitativen Fotos aufbauen und dieses kontinuierlich erweitern.

Für uns ist die Stockfotografie lediglich eine Säule unseres Einkommens. Unser Ziel ist ein kleines monatliches Einkommen (sagen wir 100 Euro), für das wir keine weitere Arbeit mehr leisten müssen.

Voraussetzungen

Die Voraussetzungen für den Einstieg in die Stockfotografie sind relativ gering. Hauptsächlich benötigst du Geduld und Ausdauer. Vor allem die ersten Schritte können richtig frustrierend und entmutigend sein.

Deine Kamera muss lediglich die technischen Anforderungen der Agenturen erfüllen können. Bei iStockphoto beispielsweise wird eine RGB (nicht CMYK) .JPG-Datei von dir erwartet, die mindestens 1600 x 1200 (2MP) groß ist. Deine Bilder müssen sauber belichtet sein und es darf bei voller Auflösung kein Rauschen sichtbar sein. Die meisten Kameras, die nicht „nur“ Point-and-Shoot-Kameras sind, erfüllen diese Anforderungen locker.

Ich fotografiere seit drei Jahren mit einer Sony NEX-5R und einem 18-55mm Objektiv. Mein einziges Zubehör ist ein Ersatzakku und ein kleiner Blitz, den ich noch nie benutzt habe.

Sony NEX-5R mit 18-55mm Objektiv | Foto: Soe Lin
Sony NEX-5R mit 18-55mm Objektiv | Foto: Soe Lin

Sicherlich hast du mit einer besseren Kamera noch mehr Möglichkeiten, aber für mich ist die leichte und kompakte NEX gut genug.

Stockfotobörsen

Auch wenn es mehr Arbeit bedeutet, ist es sinnvoll, dich bei verschiedenen Agenturen anzumelden. Oft werden Fotos zwar von einer Börsen abgelehnt, aber von einer anderen akzeptiert. So vergrößerst du, global gesehen, dein Portfolio und erreichst auch gleichzeitig mehr potenzielle Kunden.

Ich habe mich im Januar 2016 bei folgenden Stockfotobörsen registriert:

Jede dieser Börsen bittet dich nach der Registrierung um 5-10 Beispielfotos, die deine beste Arbeit zeigen. Danach wird von den Mitarbeitern entschieden, ob du Fotos verkaufen darfst oder nicht. Direkt im ersten Anlauf habe ich mich überraschenderweise für 7 von 8 Agenturen qualifiziert. Lediglich Depositphotos hat mich abgelehnt.

Steuerregelungen

Einige dieser Stockfotobörsen haben Ihren Sitz in den USA und behalten deshalb ganz dreist einen gewissen Anteil aller Einnahmen ein, um den amerikanischen Steuervorschriften gerecht zu werden. Es liegt an dir, nachzuweisen, dass du keine Steuern in den USA zahlen musst.

Für Privatpersonen geht das relativ einfach, aber da Sören und ich eine GbR führen, war die Beantragung einer Employer Identification Number (EIN) bei der US-Steuerbehörde IRS notwendig. Mit dieser Nummer, auf die wir mehr als sechs Wochen gewartet haben, kann man dann die von den Stockfotobörsen bereitgestellten Steuerformulare ausfüllen.

Arbeitsablauf

Mein Arbeitsablauf ist längst noch nicht zur Routine geworden und muss sicherlich noch an vielen Stellen optimiert werden. Um 10 Fotos auszuwählen, zu bearbeiten, zu verschlagworten und bei all meinen sieben Agenturen hochzuladen, benötige ich momentan ungefähr zwei Stunden. Viel zu lange!

Aufnehmen

Schon beim Aufnehmen meiner Fotos habe ich die Anforderungen der Agenturen im Hinterkopf. Da ich niemanden sieben verschiedene Model-Verträge unterschreiben lassen möchte, vermeide ich Fotos auf denen Personen zu erkennen sind. Hier sind die Agenturen unterschiedlich streng. Einige nehmen Menschenmengen, Silhouetten oder von hinten fotografierte Personen an, andere nicht. Am sichersten ist es, überhaupt keine Menschen auf den Fotos zu haben.

Menschenleeres Stockfoto, aufgenommen in Da Nang, Vietnam
Menschenleeres Stockfoto, aufgenommen in Da Nang, Vietnam

Ebenso vermeide ich Bilder auf denen Marken erkennbar sind oder generell übervolle Bilder. Am besten ist es, ein Thema oder ein Konzept bildlich darzustellen, was für Käufer interessant sein könnte.

Um sicherzustellen, dass ich von einer Szene ein gutes Bild habe, schieße ich meist deutlich mehr Fotos als tatsächlich notwendig. Dabei variiere ich die Belichtung, verändere den Bildausschnitt oder die Perspektive oder warte auf bessere Lichtverhältnisse.

Verwalten

Schon bei kurzen Foto-Sessions entstehen oft hunderte Fotos, die aufwändig sortiert und verwaltet werden müssen. Da die meisten Börsen keine Bilder akzeptieren, die sich zu ähnlich sind, muss ich mich immer für das beste Bild einer Szene entscheiden. Das ist oft gar nicht so einfach.

Schnappschuss: Hier war keine Auswahl zwischen ähnlichen Fotos notwendig
Schnappschuss in Ayutthaya, Thailand: Hier war keine Auswahl zwischen ähnlichen Fotos notwendig

Zur Sicherheit schiebe ich nach dem Aussortieren alle Fotos auf meine externe Festplatte und lade sie als zusätzliches Backup zu Google Nearline hoch. Durch das Speichern im .RAW und .JPG Format kommen so schnell mehrere Gigabyte zusammen.

Bearbeiten

Ich nehme alle Fotos zusätzlich als .RAW-Dateien auf, um in der Nachbearbeitung größeren Spielraum zu haben. In einem ersten Schritt schneide ich meine Fotos zu und drehe sie wenn nötig, um Horizonte oder Gebäude gerade zu stellen. Danach folgt die Anpassung von Helligkeit, Kontrast, Licht und Schatten sowie eine Korrektur des Weißabgleichs. Wenn es unauffällig möglich ist, entferne ich Stromleitungen oder andere störende Elemente in meinen Bildern.

Die nachträgliche Rauschreduzierung kann auch sehr nützlich sein, wenn dein Foto etwas verrauscht ist. Mit dieser Einstellung solltest du es allerdings nicht übertreiben, da einige Agenturen zu stark bearbeitete Fotos ablehnen.

Da ich auch Fotos, die ich nicht verkaufen möchte, gerne nachbearbeite, stört mich der zeitliche Aufwand für diesen Schritt nicht.

Verschlagworten

Das Verschlagworten ist definitiv der arbeitsintensivste und nervigste Teil in meinem Arbeitsablauf. Je nach Stockfotobörse werden pro Bild unterschiedlich viele Keywords sowie ein unterschiedlicher langer Titel und eine Beschreibung verlangt.

Es gibt eine ganze Reihe an Programmen, die dich beim Verschlagworten deiner Fotos oder der Stockfotografie allgemein unterstützen. Leider sind die meisten dieser Programme kostenpflichtig, was für mich als Anfänger noch nicht sinnvoll ist. Vorerst verwende ich daher das Open Source Tool Xpiks.

In Xpiks lege ich für jedes Bild Titel und Beschreibung fest und nutze die Vorschlag-Funktion für die Suche nach Keywords. Es ist sinnvoll, möglichst viele passende Schlagworte zu vergeben, um die Bilder gut auffindbar zu machen. Da einige Agenturen aber ein Limit an Keywords haben, ziele ich auf 30 Schlagworte pro Bild.

Verschlagwortung in Xpiks
Verschlagwortung in Xpiks

Oft muss ich zuerst recherchieren, was genau auf einem Foto eigentlich abgebildet ist: Wie heißt die Pflanze oder um welche Affenart handelt es sich? Das kostet viel Zeit, ist aber notwendig. Auch dass die Bilder auf Englisch beschrieben werden müssen, macht es für mich schwieriger.

Xpiks speichert Schlagworte, Titel und Beschreibung dann als Metadaten in der Bilddatei, so dass sie beim hochladen zu den jeweiligen Stockfotobörsen mit übertragen werden.

Hochladen

Auch beim Hochladen nimmt mir Xpiks Arbeit ab. Über im Programm eingetragene FTP-Zugänge kann ich meine Fotos gleichzeitig zu beliebig vielen Agenturen verschicken. Leider klappt das nur bei drei meiner sieben Stockfotobörsen, weshalb ich trotzdem noch einen Großteil der Fotos manuell auf den Webseiten der Agenturen hochladen muss. Woran das liegt habe ich bisher nicht herausgefunden.

iStockphoto erfordert außerdem ein eigenes Tool zum Upload: DeepMeta.

Freigeben

Abschließend muss ich die hochgeladenen Bilder auf jeder Agenturseite freigeben. Das bedeutet, dass ich für jedes Bild einige für die Agentur rechtlich wichtige Punkte bestätigen muss: dass nur Personen mit Model-Vertrag abgebildet sind, dass die Dateien nicht übermäßig nachbearbeitet wurden, dass es sich um Fotografien handelt (nicht um Vektor-Grafiken) oder ähnliches. Auf einigen Seiten kann ich zusätzlich den Ort der Aufnahme eintragen.

Außerdem lege ich in diesem Schritt fest, dass die Dateien royalty free verkauft werden, das also für den Käufer keine späteren Lizenzgebühren anfallen.

Warten

Jetzt heißt es warten. Alle freigegebenen Stockfotos müssen nun von den Agenturen auf Qualität geprüft werden. Dieser Schritt kann mehr als eine Woche lang dauern.

Per Mail bekomme ich nach abgeschlossener Prüfung mitgeteilt, welche Fotos akzeptiert oder abgelehnt wurden. Die Gründe für eine Ablehnung sind allerdings in den wenigsten Fällen hilfreich.

Hello Lena,

We are sorry to inform you that your photograph was not accepted because it contains one or more the following technical issues:

Blurry or out of focus image
Voluntary blurs need to bring added value to the subject/theme. Your photograph must be focused on the subject. When focusing on a small area, try a higher depth of field to avoid blurring.

Over/Under exposure

Cropping
The subject matter or background has been cropped too tightly.

Over or under saturated colors

Inadequate contrast

Noise or Pixelation
Please verify your images at 100% zoom to review pixel quality.

Interpolation problem
Images must be in their original definition. Enlarging a picture in software is strictly forbidden.

Effects Problem
Use special effects with caution (buyers generally prefer to add their own effects).

Size Problem
Images must have a minimum definition of 4 MP, and a maximum definition of 50 MP.

[…]

Best Regards,
Team Fotolia
www.fotolia.com

Statt konkret auf den Grund für die Ablehnung meines Bildes einzugehen, listen viele Stockfotobörsen lediglich alle potenziell möglichen Gründe auf. So fällt es schwer spätere Aufnahmen zu verbessern.

Zwischenstand: 3 Monate, 1 verkauftes Bild

Seit etwas mehr als drei Monaten bin ich nun also als Stockfotografin bei sieben verschiedenen Agenturen registriert. Und obwohl ich durch ausgiebige Recherche darauf vorbereitet war, dass das Business kein Ponyhof ist, muss ich mich doch immer wieder überwinden, nicht einfach das Handtuch zu werfen.

Hauptsächlich demotiviert mich, dass die Prozesse zur Einreichung eines Stockfotos noch zeitintensiver sind als ich erwartet habe. Eventuell stellt sich da noch eine bessere Routine bei mir ein oder ich finde bessere Werkzeuge, die mir die Arbeit erleichtern. Momentan verbringe ich auf jeden Fall viel zu viel Zeit mit dem Aufbereiten eines Fotos.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele meiner Fotos trotz der harten Arbeit abgelehnt werden. Selbstverständlich ist mir klar, dass meine Fotos nicht perfekt sind und dass ich insbesondere im technischen Bereich der Fotografie noch viel lernen muss. Trotzdem ist es einfach deprimierend, wenn eine Agentur die gesamte Arbeit eines Tages einfach ablehnt.

Abgelehnt: "model release(s) required"
Abgelehnt: „model release(s) required“

Direkt zu Beginn meiner „Karriere“ habe ich tagelang hoch motiviert meine Festplatte nach brauchbaren Fotos durchsucht und sogar einige Male das Upload-Kontingent (Bilder, die man pro Tag einreichen darf) der Agenturen erschöpft. Die meisten Fotos wurden jedoch abgelehnt und meine Motivation ging zurück. Viele Wochen lang habe ich mich überhaupt nicht mehr um meine Stockfotos gekümmert.

Dann wurde Mitte Februar plötzlich eines meiner Fotos auf fotolia.de verkauft. Daraufhin habe ich mich bewusst entschieden, der Stockfotografie noch eine Chance zu geben. Um mir selbst zu beweisen, dass ich es ernst meine, habe ich für unsere GbR eine Employer Identification Number (EIN) bei der amerikanischen Steuerbehörde IRS beantragt, mit der ich mich bei den in den USA ansässigen Agenturen von der US-Steuer befreien lassen kann und stundenlang seltsame Formulare ausgefüllt.

Mittlerweile reiche ich wieder häufiger Fotos ein. Allerdings wähle ich nur noch die allerbesten Fotos aus, um unnötige Arbeit zu vermeiden. Ich filtere meine Einreichungen besser auf sichtbare Personen, Rauschen und Belichtung und mache keine Experimente mehr, um meine Akzeptanz-Quote nicht noch weiter zu drücken.

Durchschnittlich habe ich nun um die 40 Fotos im Portfolio jeder Stockfotobörse. Allerdings überschneiden sich die angenommen Fotos zwischen den Agenturen nur wenig. Ich habe noch nicht herausgefunden, wieso eine Agentur ein Foto ablehnt, es aber von allen anderen angenommen wird.

Ausblick

Ich werde auf jeden Fall weiter an der Stockfotografie dran bleiben. Insbesondere in ruhigen Phasen, in denen wir gerade nicht an Projekten für Kunden arbeiten, werde ich immer mal wieder einige meiner Reisefotos einreichen. Dass man Geduld und Ausdauer für die Stockfotografie benötigt, kann ich jetzt auf jeden Fall unterschreiben.

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Lena

Lena

Lena (28) ist studierte Soziologin und hat zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Mannheim gearbeitet. Seit September 2015 ist sie als digitale Nomadin auf Weltreise. Mehr erfährst du hier.