Inhaltsverzeichnis
Jedes Jahr in der heißesten Jahreszeit zwischen Februar und April verschwindet Thailands Norden für einige Wochen im Smog. Die sogenannte Burning-Season beginnt mal früher, mal später und erreicht ihren Höhepunkt üblicherweise im März. Erste Anzeichen der ungesunden Luftverschmutzung haben wir dieses Jahr bereits Ende Januar gespürt. Starke Regenschauer haben aber schnell wieder für gute Luft gesorgt.
Der in Chiang Mai sonst so klare Blick auf den Doi Suthep trübt sich ab Februar zunehmend und die Luft riecht immer häufiger nach Lagerfeuer. Schon nach wenigen Stunden im Freien tränen die Augen und der Hals kratzt.
Wodurch entsteht die Burning-Season?
Als Hauptverursacher der Burning-Season gelten die Farmer, die ihre Felder abbrennen, um einen neuen landwirtschaftlichen Zyklus zu beginnen oder neue Anbauflächen zu erschließen. Diese Brandrodung ist auch in Thailand illegal, aber der Staat unternimmt kaum etwas zur Einhaltung der Gesetze. Obwohl es alternative Methoden gibt, ist die Rodung die kostengünstigste und traditionelle Wahl der oft schlecht ausgebildeten Farmer.
Erschwerend kommt hinzu, dass Dezember und Januar die beliebtesten Monate für Reisen nach Chiang Mai sind. Das zusätzliche Touristen-Aufkommen führt dann auch zu mehr Verkehr, insbesondere durch Songthaews und Tuk-Tuks, die oft tief-schwarze Abgaswolken ausstoßen.
Worauf musst du dich einstellen?
Während des Northern Haze wird es in Chiang Mai wesentlich ruhiger. Ein Großteil der digitalen Nomaden verlässt das Land oder zieht auf eine der Inseln im Süden. Auch die Zahl der Touristen sinkt, weil die Temperaturen steigen und die klassischen Reisezeiten um Weihnachten, Silvester und Chinese New Year vorbei sind.
Wer im Norden des Landes bleibt, muss mit gewissen Einschränkungen rechnen. Der festhängende gelbliche Smog lässt nicht nur die Berge, sondern an einigen Tagen auch Hochhäuser und die Sonne verschwinden. Experten raten der Bevölkerung immer wieder, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und selbst der König zeigt sich besorgt über die Situation.
Auch die Infrastruktur ist betroffen. An besonders schlimmen Tagen mussten bereits Flugzeuge umgeleitet werden, weil der dichte Rauch eine Landung auf dem Chiang Mai Airport unmöglich machte. In Mae Sot ist dieses Jahr ein Flugzeug beinahe in ein Krankenhaus geflogen, weil der Smog am Boden die Sicht des Piloten behindert hat.
Besonders problematisch wird die Lage, wenn es lange Zeit keinen Wind und keinen Regen gab, was für die Trockenzeit durchaus typisch ist. Dann steigt die Luftverschmutzung immer weiter an, ohne dass der Smog zwischenzeitlich weggewaschen wird. Seit einigen Jahren gibt es daher Experimente zur Erzeugung künstlichen Regens. Wie erfolgreich diese Versuche sind, lässt sich allerdings nicht sagen.
Wie gefährlich ist die Burning-Season für die Gesundheit?
Ursache für die gesundheitliche Belastung während der Burning-Season ist der Feinstaub, der durch die Brandrodung freigesetzt wird. Als Feinstaub gelten Partikel, die einen Durchmesser von 10 oder weniger Mikrometer haben (PM10) und die sich beim Einatmen in der Lunge festsetzen.
Über kurze Zeit hinweg führt Feinstaub zu Kratzen im Hals und gereizten Schleimhäuten. Langfristig können erhöhte Feinstaub-Konzentrationen zu Asthma-Anfällen, Mittelohrentzündungen, Atemwegsbeschwerden und sogar Lungenkrebs führen. Die winzigen Partikel sind auch für eine durchschnittlich generell erhöhte Sterblichkeit verantwortlich. Am stärksten betroffen sind Kinder, Ältere und Menschen mit Atemwegserkrankungen.
Feinstaub-Grenzwerte
Die Europäische Union empfiehlt einen maximalen durchschnittlichen Grenzwert für PM10 von 40µg/m³, die Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation WHO ist mit 20µg/m³ noch niedriger. In Thailand hingegen gelten PM10 Werte bis 120µg/m³ als sicher (die Thais sind also drei Mal so stark wie die Europäer :-).
Die höchste Feinstaub-Konzentration Thailands wurde 2007 mit 383μg/m³ in Chiang Mai gemessen – also fast das 20-fache des WHO-Grenzwertes! Ganz so dramatisch ist die Burning-Season nicht jedes Jahr, aber Tages-Werte um 200μg/m³ sind in den betroffenen Monaten durchaus normal.
Was kannst du tun, um deine Gesundheit zu schützen?
Die einfachste Möglichkeit dich vor gesundheitlichen Risiken der Burning-Season zu schützen ist, dich überwiegend in geschlossenen Räumen aufzuhalten. In vielen Cafés und Einkaufszentren wird die Luft nicht nur gekühlt, sondern auch direkt gefiltert. Auch für die Klimaanlage in deiner Wohnung kannst du eventuell einen Luftfilter kaufen. Auf jeden Fall solltest du die Fenster geschlossen halten.
Echtzeit-Informationen zur Luftqualität
Aufenthalte im Freien solltest du entweder auf den frühen Morgen oder den späten Abend legen oder – noch besser – an die aktuellen Messwerte der Luftqualität anpassen. Mehrere Messstationen in Chiang Mai (und vielen anderen Städten weltweit) liefern stündliche Daten zur tatsächlichen Luftverschmutzung, aus denen ein Air Quality Index (AQI) berechnet wird.
Der AQI setzt sich neben der Feinstaub-Belastung aus Angaben zu Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Kohlenstoffmonoxid zusammen. Durch die stündlichen Aktualisierungen kannst du deine Tagesplanung einfach an die Luftverschmutzung anpassen.
Siehe auch: Karte mit Hotspots der Brandrodungen in und um Thailand.
Atemschutzmasken
Wenn du dich dennoch für längere Zeit im Freien aufhalten musst, kannst du eine Atemschutzmaske tragen, die den Feinstaub aus der Luft filtert. Beim Kauf solltest du unbedingt auf die Filterstufe achten, denn die meisten Masken in Thailand filtern gar keinen Feinstaub.
Eine gute Wahl sind die sogenannten 3M N95-Masken (siehe Bild). Diese schneiden in Tests immer wieder sehr gut ab, obwohl sie zu den günstigsten Atemschutzmasken gehören. Achte darauf, dass die Maske ein N95-Label aufgedruckt hat und sowohl Nase als auch Mund vollständig bedeckt. Um Feinstaub filtern zu können, darf keine Luft an der Maske vorbei gehen. Deshalb ist ein verstellbarer Bügel über der Nase praktisch. In Thailand findest du diese Masken in Apotheken und größeren Supermärkten für ungefähr 35 Baht.
Wenn du vorhast, dich langfristig in mit Feinstaub belasteten Gebieten aufzuhalten, kaufst du am Besten direkt eine Maske mit “Cool Flow”-Ventil. Durch das Ventil kann die ausgeatmete feuchte, heiße Luft entweichen und das Tragen der Maske wird wesentlich angenehmer. Diese Masken sind mit ca. 150 Baht immernoch günstig, aber sie sind nicht so leicht verfügbar wie die N95. Wenn du in größeren Supermärkten nicht fündig wirst, kannst du in Baumärkten danach suchen.
Auf keinen Fall solltest du dich beim Thema Feinstaub an den Thais orientieren. Die Mehrheit der Einheimischen gibt sich nämlich mit den hauchdünnen Papier-Masken von 7-eleven zufrieden oder hält sich einfach dauerhaft die Hand vor’s Gesicht.
Solltest du auf eine Reise nach Chiang Mai während der Burning-Season verzichten?
Das Leben in Chiang Mai ist während der Burning-Season auf jeden Fall eingeschränkt. Du wirst weniger im Freien sein können und die Natur nicht wirklich genießen können. Insbesondere wenn du zur gefährdeten Personengruppe gehörst oder empfindliche Atemwege hast, solltest du dir einen Besuch in Chiang Mai zwischen Februar und Mai gut überlegen.
Andererseits ist Chiang Mai auch während der Burning-Season noch eine wunderschöne Stadt, die du nicht verpassen solltest. Wenn du deine Reise schon gebucht hast oder keine Chance hast, Chiang Mai zu einem anderen Zeitpunkt zu besuchen, kannst du hier trotzdem einiges unternehmen. Und du wirst sogar von günstigeren Mieten und weniger überfüllten Straßen profitieren.
Kennst du andere Wege um mit Luftverschmutzung umzugehen? Lass uns einen Kommentar da!
Bildquellen
- Titelbild: mattmangum