Kuala Lumpur für digitale Nomaden

Kuala Lumpur für digitale Nomaden

Kuala Lumpur ist die abwechslungsreichste Stadt, die wir auf unserer bisherigen Reise besucht haben. Die große ethnische Vielfalt, die hauptsächlich durch das Zusammenleben der Malaysier, Inder und Chinesen entsteht, prägt jeden Bereich des öffentlichen Lebens. Prächtige Moscheen reihen sich an katholische Kirchtürme, bunt geschmückte chinesische Pagoden stehen nur wenige Meter neben indischen Tempeln. Wolkenkratzer prägen das Stadtbild genau so wie der historische Stadtkern aus der Kolonialzeit. Vor nobelsten Sterne-Restaurants stehen Garküchen mit Plastikstühlen. Und trotz, oder vielleicht gerade wegen all dieser Kontraste, haben wir KL als eine gute Basis für digitale Nomaden empfunden.

Anders als in anderen asiatischen Städten hatten wir in KL nie das Gefühl, nur als geldbringende Touristen wahrgenommen zu werden. Während unserer gesamten zwei Monate in der Stadt wurden wir nicht ein einziges Mal von jemandem angesprochen, der uns etwas verkaufen wollte! In Bangkok unvorstellbar.

Generell bleiben die Einheimischen in KL eher unter sich (und unter ihrer Volksgruppe). In den ersten Tagen haben wir das als etwas schroff und abweisend empfunden. Nach ein paar gewechselten Worten ändert sich dieser Eindruck dann aber meistens doch schnell und wir haben viele freundliche und aufgeschlossene Menschen kennengelernt. Mit der Herzlichkeit der Balinesen kann der typische Kuala Lumpuraner (Lumpurer? Lumpure?) aber zugegebenermaßen nicht mithalten.

Einer der größten Vorteile der Stadt ist, dass selbst der Besitzer des kleinsten Kiosks und jede Reinigungskraft grundlegendes Englisch spricht. Wer einen Job mit mehr Kundenkontakt hat, spricht in der Regel fließendes Englisch.

Auch der öffentliche Nahverkehr ist ein großes Plus. Busse und Bahnen sind modern und günstig und fahren gut getaktet. So ist das Erkunden der Millionenstadt wirklich einfach.  Services wie Uber und Foodpanda machen das tägliche Leben dazu sehr komfortabel.

Trotzdem ist Kuala Lumpur sicher nicht für jeden der richtige Ort. Verglichen mit Hotspots wie Chiang Mai oder Ubud gibt es in KL nahezu keine Nomaden-Szene. Es gibt nur wenige Coworking-Spaces, kaum Cafés, in denen man gut arbeiten kann und nur sehr sporadische Treffen der kleinen Community.

Allgemeines

An- und Abreise

Der Kuala Lumpur International Airport (KLIA) ist einer der größten Flughäfen Asiens und unter anderem ein Drehkreuz des Billigfliegers Air Asia. Das macht die An- und Abreise vergleichsweise günstig.

Reisezeit

Die meisten unserer Gespräche mit den Einheimischen fingen wie so oft mit Bemerkungen über das Wetter an. „KL always hot! KL always rainy!“ Tatsächlich verändert sich das tropische Klima in KL kaum über das Jahr hinweg. So geschwitzt wie in KL haben wir auf unserer ganzen Reise noch nicht und auch nachts kühlt es nur wenig ab. Die Temperaturen liegen fast immer über 30°C. Die Niederschläge sind über das ganze Jahr verteilt, aber mit etwas mehr Regen musst du von März bis Mai und von Oktober bis Dezember rechnen. Abendliche Gewitter und plötzliche Regenschauer gehören aber ganzjährig zum Leben in KL dazu.

Durchschnittliche Temperaturen und Niederschläge in Kuala Lumpur
Durchschnittliche Temperaturen und Niederschläge in Kuala Lumpur (Quelle: wikipedia)

Visa

Die Einreise nach Malaysia ist für Reisende aus der EU (und auch aus der Schweiz) wunderbar einfach. Bei Ankunft bekommst du automatisch 90 Tage in den Pass gestempelt – kostenlos.

SIM-Karten

Mit einer SIM-Card von Maxis (Hotlink) kannst du in Malaysia wenig falsch machen. Überall in der Stadt gibt es Maxis-Filialen, in denen du eine Karte kaufen kannst (an den Reisepass denken!), die Netzabdeckung ist gut und das Datenvolumen ist günstig. Beim Download der App gibt es extra Volumen kostenlos.

Unterkunft

1 ZKB-Wohnung in der Parkview Serviced Residence im Goldenen Dreieck in KL
1 ZKB-Wohnung in der Parkview Serviced Residence im Goldenen Dreieck in KL

Der Wohnungsmarkt in KL ist im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern leider relativ kompliziert. Die Situation ist eher mit Deutschland als mit Thailand oder Indonesien zu vergleichen. Ohne Makler wird es sehr schwierig und ordentliche Mietverträge gehören fest dazu.

Unsere Wohnung in der Parkview Serviced Residence war ein echter Glücksgriff – nur wenige Meter von den Petronas Türmen entfernt und mit knapp 460€ Kaltmiete immer noch bezahlbar. Wenn du nicht mindestens für drei Monate in KL bleiben magst, empfehlen wir auf jeden Fall Airbnb!

  Mehr zur Wohnungssuche in Kuala Lumpur

Arbeiten

Wir haben in KL ausschließlich von unserer Wohnung aus gearbeitet. Die Cafés, die fast immer in einer der vielen Malls liegen, waren uns zum Arbeiten einfach zu voll und zu laut, und der Esstisch in unserer Wohnung war gemütlich genug. Wenn du lieber in Coworking-Spaces arbeitest, solltest du schon vor deiner Ankunft schauen, wo es etwas passendes gibt und dir dann eine Wohnung in der Nähe suchen. Die wenigen Spaces, die es gibt, scheinen eher in den Vororten zu liegen.

Mobilität

Obwohl Kuala Lumpur in den letzten Jahren ein so rasantes Wachstum erlebt hat, funktioniert der Verkehr in der Stadt erstaunlich gut. Das liegt hauptsächlich an dem gut ausgebauten öffentlichen, günstigen Nahverkehr. Neben zwei S-Bahnlinien (LRT), einer Einschienenbahn (Monorail) und zahlreichen Buslinien gibt es außerdem mehrere Züge (KTM-Komuter), die die Vororte mit dem Zentrum verbinden. Eine übersichtliche Karte über das Streckennetz findest du hier.

Streetart vor der U-Bahn-Haltestelle Masjid Jamek
Streetart vor der U-Bahn-Haltestelle Masjid Jamek

Neben dem öffentlichen Nahverkehr gibt es außerdem den Taxidienst Uber, der dich wesentlich günstiger, komfortabler und sicherer von A nach B bringt als klassische Taxis. Da dir Uber den ungefähren Preis schon vor der Buchung anzeigt, musst du auch nicht mehr mit dem Fahrer verhandeln oder dich über’s Ohr hauen lassen.

Zur Rushhour in den Abendstunden ist der Verkehr in KL oft etwas überlastet. Auch wenn es regnet, gehen die Uber-Preise schnell in die Höhe.

Essen & Trinken

Einer der größten Vorteile der ethnischen Vielfalt in Kuala Lumpur ist die unglaubliche Auswahl an Essen. Neben indischen, chinesischen und malayischen Gerichten gibt es auch hervorragende thailändische, persische oder indonesische Restaurants – in jeder Preisklasse! Am günstigsten isst du an den kleinen Garküchen im Freien, etwas teurer wird es in den Food Courts der Einkaufszentren und nach oben offen sind die Preise in richtigen Restaurants. Eine gute Übersicht über das beste Streetfood in KL findest du hier.

Eine Auswahl der leckeren Gerichte aus KL
Eine Auswahl der leckeren Gerichte aus KL

Unsere Empfehlungen

  • Char Kuey Teow vom Food Court der Lot 10 Mall (links oben im Bild)
  • Bestes indisches Restaurant: Passage Thru India
  • Beste Salate: Salad Atelier
  • Baked Cheese Tarts (kleine warme Käseküchlein) von Hokkaido

Lieferdienste

Wir haben uns mehr Essen liefern lassen als ich zugeben mag. Es gab sogar Tage, an denen zwei verschiedene Lieferanten vor unserer Tür standen! 😯 Vor allem bei Regen waren wir dankbar, dass wir aufgrund der Lage unserer Wohnung im Goldenen Dreieck eine so große Auswahl an Lieferdiensten hatten.

Im Goldenen Dreieck kannst du dir nahezu alles liefern lassen!
Im Goldenen Dreieck kannst du dir nahezu alles liefern lassen!

Die beste Webseite zum Bestellen ist Foodpanda. Hier gibt es die meisten Lieferanten, viele Gutscheine und den besten Service. Die Fahrer sind auf Rollern unterwegs und teilweise unglaublich schnell. Und ja, sie fahren auch im Regen! Unser schlechtes Gewissen haben wir mit Trinkgeld auszugleichen versucht, was die Fahrer aber eher irritiert hat. Trinkgeld ist in Malaysia nicht üblich.

Lebensmittel

Auch für Lebensmittel gibt es in Kuala Lumpur Lieferdienste. Was in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, funktioniert hier schon ziemlich gut. Mehr als 15 verschiedene Anbieter liefern Lebensmittel direkt vor die Haustür. Besonders praktisch ist das für die schweren Trinkwasser-Kanister.

Die Wahl des Anbieters hängt hauptsächlich vom Liefergebiet ab. Viele Dienste haben sich auf eine Gegend der Stadt spezialisiert, andere beliefern nur bestimmte Wohnhäuser oder Firmen. Wir haben Redtick und Tesco ausprobiert. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, aber Tesco hat uns durch die bessere Qualität und die verlässlichere Zustellung überzeugt.

Kleinere Einkäufe haben wir in einem der beiden großen Supermärkte in der Suria KLCC Mall gemacht. Importierte Lebensmittel wie Käse, Müsli oder Joghurt sind in KL ziemlich teuer.

Aktivitäten

Kuala Lumpur bietet nicht allzu viele klassische Sehenswürdigkeiten. Während man an anderen Orten einfach nie genug Zeit hat, um alle Tempel, Museen oder Plätze zu sehen, schafft man das typische Touristen-Programm in KL in einigen Tagen.

  Sechs Dinge, die du in KL auf jeden Fall tun solltest!

Auch wenn es in KL wenige klassische Sehenswürdigkeiten gibt, wurde uns nie langweilig!
Auch wenn es in KL wenige klassische Sehenswürdigkeiten gibt, wurde uns nie langweilig!

Das heißt allerdings nicht, dass es in KL wenig zu tun gibt! Regelmäßige Veranstaltungen wie beispielsweise das FreedomFilmFestival, das World Kite Festival, das Food Truck Feast oder die jährliche Merdeka Parade sorgen für außergewöhnliche Unterhaltung.

Die Merdeka Parade zur Unabhängigkeit Malaysias findet jährlich am 31. August statt.
Die Merdeka Parade zur Unabhängigkeit Malaysias findet jährlich am 31. August statt.

Und auch sonst bietet KL eigentlich alles, was das Herz begehrt. Es gibt dutzende Kinos (Geheimtip: Karamell-Popcorn!), Eislaufhallen, Lasertag, Bogenschießen und sogar einen Flugsimulator. Auch den Escape Room „Knock Knock Who’s There“ in der Sunway Pyramid Mall können wir empfehlen.

Gesundheit

Kuala Lumpur ist neben Bangkok eine der größten Anlaufstellen für den Gesundheitstourismus in Asien. Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen sind für deutsche Verhältnisse sehr günstig – bei gleicher oder sogar höherer Qualität. Allgemein- und Fachärzte sind meist in großen Klinken zusammengeschlossen und sind in der Regel schnell zu erreichen. In allen größeren Malls gibt es Apotheken mit gut ausgebildeten Mitarbeitern. Auch dass nahezu alle medizinischen Mitarbeiter hervorragendes Englisch sprechen ist ein großes Plus.

Das Wartezimmer im Dental Pro Specialist Center in Kuala Lumpur
Sören im Wartezimmer vom Dental Pro Specialist Center in Kuala Lumpur

Eine besonders positive Erfahrung haben wir bei einer Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt gemacht. Beim Dental Pro Specialist Center haben wir für jeweils 100RM (ca. 20 Euro) eine fast luxuriöse Behandlung bekommen. So viel Zeit wie hier nimmt man sich in Deutschland wohl nicht mal für Privatpatienten.


Wenn du dich für Kuala Lumpur als Reiseziel interessierst, gefallen die vielleicht auch unsere Beiträge zur Refotografie in KL, zu den beliebtesten Aktivitäten, zur Wohnungssuche im Goldenen Dreieck oder zum Housesitting in Subang Jaya.

Hast du schon als digitaler Nomade in Kuala Lumpur gelebt? Wie sind deine Erfahrungen? Was haben wir übersehen und was würdest du anders machen?

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Lena

Lena

Lena (28) ist studierte Soziologin und hat zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Mannheim gearbeitet. Seit September 2015 ist sie als digitale Nomadin auf Weltreise. Mehr erfährst du hier.